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DiFü-News: Herr Dr. Richter, nutzen Sie selbst die digitale Bankfiliale?
Dr. Markus Richter: Ja, ich nutze selbst Onlinebanking – und bin selbst tatsächlich auch schon Opfer von Internetkriminalität geworden. Vor vielen Jahren habe ich einmal Geld an Betrüger:innen überwiesen. Ich finde es sehr wichtig, sich dazu zu bekennen und das zuzugeben. Es zeigt einfach, wie professionell Kriminelle auftreten. Man hat wirklich Schwierigkeiten, das zu erkennen. Umso wichtiger sind Angebote wie das Fokusmodul zum Sicheren Onlinebanking, das der Digitalführerschein entwickelt hat.
DiFü-News: Was ist Ihr persönlicher Ratschlag für sicheres Onlinebanking?
Dr. Markus Richter: Man muss die Awareness haben, dass in dem Bereich viele Betrügereien passieren, und deswegen immer sichere Zugangskanäle zum Onlinebanking wählen. Also nicht einfach irgendwo klicken und denken: „Wird schon passen“. Das ist ein wesentliches Element, das auch der Digitalführerschein mit dem neuen Fokusmodul zum Sicheren Onlinebanking in den Fokus rückt. Ehrlich gesagt gehört das auch in die Schulen rein, dass wir das Thema IT-Sicherheit und Awareness noch stärker zum Gegenstand machen.
DiFü-News: Geben Sie uns einen kurzen Einblick in die Schwerpunkte der Digitalstrategie der Bundesregierung. Wo stehen wir aktuell?
Dr. Markus Richter: Wir haben fünf Schwerpunkte. Der erste liegt darauf, die Verwaltungsleistungen zu digitalisieren. Der Bund ist soweit fertig mit all seinen Leistungen, die flächendeckend verfügbar sind. Jetzt geht es darum, dass die digitalen Dienstleistungen, die vorhanden sind, flächendeckend in allen Kommunen und Ländern ankommen.
Der zweite Schwerpunkt liegt auf digitalen Identitäten. Wir wollen im kommenden Jahr europaweit ein System aufbauen, das uns in die Lage versetzt, nicht nur die Identität selbst anzubieten, sondern sie auch an ein Ökosystem anzuschließen. In diesem Ökosystem wollen wir viele verschiedene Anwendungsfälle miteinbeziehen, zum Beispiel auch eine Wallet.
Wallet bedeutet „Brieftasche“. Im Kontext digitaler Identitäten wird derzeit auf EU-Ebene eine persönliche digitale Brieftasche entwickelt. Ein erster technischer Vorschlag wurde nun veröffentlicht.
Natürlich ist auch Sicherheit im Netz ein Schwerpunktthema. Dabei geht es um skalierbare Systeme, Netzinfrastrukturen, Cloud Computing. Zum Thema Sicherheit haben wir mit den Ländern und Kommunen zusammen eine Strategie erarbeitet.
Viertens ist uns das Thema Transformation sehr wichtig: Neue Phänomene und neue Technologien kommen. Transformation geht auch damit einher, dass sich Arbeitsweisen verändern.
Der letzte Schwerpunkt ist das Thema Daten. Wie kann man Daten stärker verfügbar und nutzbar machen für Künstliche Intelligenz?
Das sind die fünf hauptsächlichen Themenbereiche, an und mit denen wir arbeiten.
DiFü-News: Wie passen sichere Zahlungsdienste in diese Strategie?
Dr. Markus Richter: Das passt sehr gut unter dem Stichwort „Zielgruppenerreichung“ hinein. Die Verwaltungsdigitalisierung ist ein gutes Beispiel. In der Verwaltung sind wir darauf angewiesen, dass wir Bezahlfunktionen haben, die Menschen auch nutzen können. Es geht darum, Menschen auf diesen digitalen Prozess zu bringen.
DiFü-News: Als CIO des Bundes arbeiten Sie eng mit anderen Ländern zusammen. Haben Sie da ein bestimmtes Land, das für Sie ein Benchmark oder Vorbild wäre?
Dr. Markus Richter: Ich stehe mit allen CIOs aus den EU-Mitgliedstaaten im Austausch. Wir haben eine Kooperationsvereinbarung zum Beispiel mit Estland geschlossen.
Wie die digitale Verwaltung in Estland funktioniert, schildert der estnische Wirtschaftsattaché in Berlin, Roomet Sõrmus, im Podcast „D wie Digital“.
Deutschland ist übrigens in vielen Innovationsbereichen führend, zum Beispiel in der Usability, IT-Sicherheit und GovTech. Was das Thema Cloud für Verwaltung und Open Source angeht, sind wir in Deutschland absolut an der Spitze.
Unser Problem ist gar nicht die Technik. Unsere Herausforderung sind die komplexen, vielfältigen Prozesse, die wir in den Bundesländern und auf kommunaler Ebene haben. Wir haben rund 11.400 Kommunen – durch diesen Föderalismus ist Deutschland schon speziell. Deswegen tausche ich mich vor allem mit Ländern wie Japan oder den USA aus, die ebenfalls große Herausforderungen in der Verwaltungsdigitalisierung haben.
Mir geht es deswegen nicht darum, Benchmarking zu betreiben, sondern voneinander zu lernen. Wie gehen andere Länder diese Herausforderungen an? Was hat bei ihnen funktioniert, was bei uns, und wie können wir da auch zusammenwirken? Das finde ich viel spannender als nur zu schauen, wo es gerade eine neue Lösung gibt.
DiFü-News: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Richter!
Dr. Markus Richter: Super, hat mich gefreut!
Artikelbild: Jens Schicke
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