Das Internet ist endlos, die schlechten Nachrichten auch

Statt Frühstück gibt es eine Flut an Nachrichten, statt einer entspannenden Routine am Ende des Tages Twitter-Threads bis zum Einschlafen. Dass Handys uns ständig begleiten, ist unser neues Normal geworden. Was das neue Normal aber zum Ausnahmezustand macht, ist unser Verhalten. Eilmeldungen und ihre Entwicklungen verfolgen wir fast im Live-Ticker, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Und zwar so lange, bis es uns damit nicht mehr gut geht.  

Das nennt man auch Doomscrolling. Der Begriff setzt sich aus den Wörtern Doom (in etwa: „Weltuntergang“) und Scrolling zusammenund beschreibt das Verhalten, fast zwanghaft Nachrichten zu verfolgen.

Wieso wir eher auf schlechte Nachrichten klicken

Wieso machen wir das? Die Antwort liegt in der Natur der meisten Menschen: Der Hang zur Negativität, der sogenannte Negativity Bias, ist evolutionär bedingt. Dabei achtet das menschliche Gehirn instinktiv auf Situationen, die gefährlich werden könnten. Was eine Bedrohung für unser Überleben darstellt, erscheint uns wichtiger als andere Informationen. Deswegen neigen Menschen dazu, mehr auf Negatives als auf Positives zu achten.

Wie Technologie uns zum Doomscrolling verleitet

Hinzu kommt, dass viele Plattformen darauf spezialisiert sind, uns Informationen anzuzeigen, die uns auch wirklich interessieren. Wer zum Beispiel mehrmals nach Informationen zum Krieg in der Ukraine oder tagesaktuelle Zahlen zu Covid-19 gesucht hat, wird diese verstärkt in den eigenen Timelines finden. Viele Websites haben außerdem etwas, das sich Infinite Scrolling nennt: Es werden immer neue Artikel und Informationen angezeigt, man kann also scrollen, ohne jemals das Ende zu erreichen.

Was Doomscrolling mit uns macht

Unsicherheit löst in uns den Wunsch aus, mehr Informationen über eine Situation zu erhalten. Machen wir uns dann auf die Suche nach Informationen, reagieren wir besonders empfindlich auf beunruhigende oder emotional bedrohliche Nachrichten. Anstatt uns das Gefühl von Kontrolle zu geben, verstärken negative Nachrichten unsere Ängste. Und so beginnt ein Teufelskreis, der ernsthafte gesundheitliche Folgen haben kann.

So ungesund ist Doomscrolling

Doomscrolling kann auf die Psyche schlagen: Studien zeigen, dass Doomscrolling zu Erschöpfung, innerer Anspannung, Reizbarkeit und Schlafstörungen führen kann. Der Körper kann außerdem auch verstärkt das Stresshormon Cortisol ausschütten. Eigentlich macht uns dieses Hormon in Stresssituationen leistungsfähig – aber nur dann, wenn die Situation zeitlich begrenzt ist. Wer ständig unter Stress steht, hat mitunter einen ständig erhöhten Cortisolspiegel, was auf Dauer auch körperlich ungesund ist. 

Tipps, um Doomscrolling zu vermeiden

Tipps, um Doomscrolling zu vermeiden

Wie lässt sich dieser Kreislauf aus Unsicherheit und schlechten Nachrichten durchbrechen?

 

1. Push-Benachrichtigungen abstellen

Es klingelt, es vibriert, es piept: Eilmeldungen sind ganz schön anstrengend. Sie reißen einen aus dem Arbeitsalltag und liefern häufig nur erste Erkenntnisse statt umfassender Zusammenhänge. Deswegen ist es besser, Push-Benachrichtigungen auszustellen und den zweiten Tipp zu befolgen.

 

2. Nachrichten ganz bewusst konsumieren

Statt sich ohne Pause durch die weite Nachrichtenlandschaft des Internets zu bewegen, ist es sinnvoller, sich dafür eine feste Zeit zu reservieren. Das können abendliche Nachrichtensendungen sein oder ein Zeitfenster für Online-Zeitungen. Das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn man nicht ständig Updates erhält, ist trügerisch. Denn in unserer vernetzten Welt werden wir, wenn etwas wirklich wichtig ist, früher oder später davon erfahren.

 

3. Seriöse Quellen nutzen

Unbestätigte Gerüchte, reißerisch formulierte Aussagen und schreckliche Bilder: Wer informiert bleiben will, sollte ausschließlich auf Quellen setzen, die journalistisch sauber arbeiten. So vermeidet man Fake News, die Panik verbreiten und einem noch mehr aufs Gemüt schlagen.

Wem das nicht ausreicht, der findet hier weitere Informationen rund um das Thema Digital Detox.

Artikelbild: Daniel Monteiro via unsplash.com