Die Negativ-Schlagzeilen rund um Twitter reißen nicht ab. Anfang Juli schloss CEO Elon Musk die Tür für die Öffentlichkeit: Ehemals öffentliche Tweets waren kurzzeitig nur für eingeloggte User sichtbar, mittlerweile klappt das wieder für einige User, andere wiederum sehen nur vermeintlich leere Profile. Allerdings können nicht-verifizierte Nutzer:innen nur noch 1.000 Tweets pro Tag lesen, verifizierte immerhin 10.000. Ein verifiziertes Konto samt buntem Haken kostet acht US-Dollar pro Monat.

Für viele schien das der Tropfen zu sein, der das ohnehin schon volle Twitter-Fass zum Überlaufen brachte. Die Plattform, zu der viele bekannte Gesichter jetzt gewechselt sind, heißt Threads (zu Deutsch: Fäden). Der Mikroblogging-Dienst, der ähnlich wie Twitter funktioniert, kommt aus dem Hause Meta – und ist damit das direkte Konkurrenzprodukt zu Twitter. Zuletzt waren bereits viele User zum Konkurrenten Mastodon abgewandert.

Was Threads so erfolgreich macht

Innerhalb der ersten beiden Tage haben sich bereits 70 Millionen Nutzende bei Threads angemeldet – Twitters aktive Userschaft wird auf etwa 450 Millionen geschätzt. Ein Grund für dieses rasante Wachstum könnte sein, dass es für Instagram-Nutzer:innen sehr einfach ist, sich auch bei Threads anzumelden. Denn zu Threads Mutterkonzern Meta gehört auch Instagram – das weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen nutzen.

Und es wird auch schon gefädelt, was das Zeug hält: Laut dem US-amerikanischen Magazin The Verge haben Threads-Nutzer:innen innerhalb von 24 Stunden nach Start der Plattform 95 Millionen Beiträge gepostet und 190 Millionen Likes vergeben.

Wann kommt Threads nach Deutschland?

Bislang gibt es Threads nur in den USA und Großbritannien. Das ist nicht ungewöhnlich. Viele Tech-Dienste strecken ihre Fühler erst in Nordamerika aus, bevor sie in andere Märkte expandieren. Gründe dafür gibt es viele – allen voran das Thema Datenschutz. Und genau hier hat Threads Mutterkonzern Meta (zu dem u. a. Facebook und Instagram gehören) Anfang Juli eine juristische Niederlage einstecken müssen. Der europäische Gerichtshof gab dem Bundeskartellamt Recht. Dieses hatte Meta vorgeworfen, seine marktbeherrschende Stellung auszunutzen.

Konkret bedeutet das Urteil: Meta darf die Daten von Nutzenden nicht ohne deren ausdrückliche Zustimmung zusammenführen und verarbeiten. Geschäftlich ist das ein Rückschlag, denn soziale Netzwerke erzielen Gewinn, indem sie auf Basis von Nutzerdaten passgenaue Werbung einblenden.

Datenschutz bei Twitter und Threads

Bislang lässt sich Threads nur in Verbindung mit einem Instagram-Konto verwenden. Sollte das so bleiben, könnte das den Start von Threads in der EU verhindern. Grund dafür ist der Digital Markets Act (DMA) der EU. Dieses Gesetz über digitale Märkte verfolgt das Ziel, dass auch im Digital-Sektor ein fairer Wettbewerb herrscht. Im Zuge dessen definierte die europäische Kommission sogenannte Gatekeeper (deutsch: Türöffner). Damit sind große Tech-Unternehmen gemeint, die zum Beispiel eine starke Position im Markt haben, eine große Anzahl von Nutzenden mit Unternehmen verbinden oder in mehreren europäischen Ländern aktiv sind.

Gatekeeper wie Meta haben damit eine Reihe von neuen Pflichten, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Eine davon besagt, dass sie Nutzer:innen nicht mehr daran hindern dürfen, vorab installierte Software oder Apps zu deinstallieren. Damit schließt sich der Kreis zu Threads, das aktuell ohne Instagram nicht zu nutzen ist.

Auf die Frage, wann Threads in die EU käme, verweist Meta aktuell auf „noch offene regulatorische Fragen“. Wer nicht abwarten kann, braucht aber nicht in die USA auszuwandern. Bislang lässt sich Threads auch aus der EU heraus nutzen – mithilfe eines VPN.

Egal, ob Twitter, Threads oder TikTok: Bei sozialen Netzwerken gibt es viel zu beachten. Wie man die eigene Privatsphäre und Daten schützt, erfährst du beim Digitalführerschein.

Artikelbild: Prateek Katyal via unsplash.com