In Folge 27 unseres Podcasts „D wie Digital“ haben wir mit Daniela Bleimaier vom bevh über E-Commerce gesprochen. Hier könnt ihr die Folge nachhören. 

DiFü-News: Frau Bleimaier, zu Beginn direkt die Frage: Was ist eigentlich alles „E-Commerce“?   

Daniela Bleimaier: „E-Commerce“ steht für electronic commerce und beschreibt den Verkauf von Waren und Dienstleistungen über das Internet. Der Begriff umfasst aber auch Bezahlvorgänge, Marketing und weitere Prozesse, die sich von denen des stationären Einzelhandels unterscheiden.   

DiFü-News: Wie sehen die Unterschiede aus?   

Daniela Bleimaier: Der E-Commerce ist eigentlich aus dem Versandhandel entstanden, den es auch heute noch gibt. Der Otto-Katalog ist wahrscheinlich das Erste, woran man denkt, auch wenn Otto den klassischen Katalog mittlerweile eingestellt hat. Es gibt aber noch einige Firmen im Versandhandel, die darauf spezialisiert sind, einen ansprechenden Katalog zu gestalten, über den man telefonisch oder via Bestellschein bestellen kann. Manche Anbieter verkaufen zusätzlich auch über das Internet.  

DiFü-News: Was lohnt sich denn mehr, der analoge Versand oder der Versandhandel?  

Daniela Bleimaier: Es kommt auf das Produkt an. Bei Möbeln finden es viele angenehm, durch einen Katalog zu blättern und zu überlegen, ob dieses oder jenes Möbelstück gut in die eigene Wohnung passen würde. Das ist etwas anderes, als wenn man ein ganz bestimmtes Produkt sucht.   

DiFü-News: Sie arbeiten beim bevh. Was genau macht ihr Verband?  

Daniela Bleimaier: Wir sind der Branchenverband der interaktiven Händler, also der Online- und Versandhändler. Zu unseren Mitgliedern gehören neben den großen Plattformen und Marktplätzen viele kleine und mittelständische Händler. Damit decken wir die vielfältige E-Commerce-Branche gut ab.  

DiFü-News: Wie kann ich mir den bevh vorstellen – wie eine Art Interessenvertretung? 

Daniela Bleimaier: Als Verband nehmen wir eine Vermittlerposition zwischen der Politik und unseren Mitgliedern ein. Unternehmen haben viele verschiedene Anliegen, zum Beispiel die Dokumentationspflicht, aber auch, wenn wir über Digitalisierung sprechen. Bevor jedes einzelne Unternehmen dann allein den Zugang zur Politik sucht, kümmern wir uns darum. Die Herausforderung ist dabei natürlich, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen und nicht nur für unsere Mitglieder, sondern auch für die Politik ein guter Ansprechpartner zu sein. Denn Politiker:innen möchten ja auch Gesetze gestalten, die Wirkung entfalten – aber man kann sich nur schwerlich mit jeder speziellen Branche auskennen. Insofern braucht es Ansprechpartner wie uns.  

DiFü-News: Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz im E-Commerce im Versandhandel?  

Daniela Bleimaier: Eine immer größere tatsächlich: Es gibt viele verschiedene Bereiche, in denen künstliche Intelligenz schon eingesetzt wird, um zum Beispiel Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten oder die User Experience, also das Kauferlebnis, zu verbessern.  

DiFü-News: Haben Sie dafür ein konkretes Beispiel?  

Daniela Bleimaier: Ein Beispiel sind Produktempfehlungen. Künstliche Intelligenz kann das Kaufverhalten analysieren und mir als Kundin anzeigen, welche anderen Produkte ich wahrscheinlich gut fände. Und auch beim Thema Personalisierung lässt sich KI gut einsetzen, dass mir Kleidung zum Beispiel nur angezeigt wird, wenn es sie noch in meiner Größe gibt. Das wertet das Kauferlebnis auf.   

DiFü-News: In Ihrer Branche geht es ja um Konsum – wie kann E-Commerce nachhaltiger werden?  

Daniela Bleimaier: Auf Unternehmensseite ist das Thema Verpackungen sehr wichtig – welche Materialien verwendet werden, zum Beispiel recycelte Kartonage, aber auch Mehrwegverpackungen werden gerade heiß diskutiert. Natürlich ist das nicht für alle Produkte sinnvoll. Beim Onlinehandel ist das wichtigste und das nachhaltigste, dass das Produkt sicher bei der Kundschaft ankommt.   

Abgesehen von den Verpackungen ist eine große Stellschraube für mehr Nachhaltigkeit die Auslieferung: Wie lassen sich zum Beispiel E-Fahrzeuge so einsetzen, dass möglichst viel Ware auf einmal ausgeliefert wird? Wie müssen Routen geplant werden? Im Mobilitätsbereich geschieht gerade sehr viel. Wir haben dazu eine Studie durchgeführt, die im Sommer erscheinen wird.  

DiFü-News: Welche Stellschrauben für mehr Nachhaltigkeit gibt es noch? 

Daniela Bleimaier: Das Thema Retoure – was sich aber auch sehr nach der Ware unterscheidet. Bei Kleidung gibt es viele Retouren, weil sie passen muss, aber hier kann KI helfen, die Rücklaufquote zu senken. Wichtig ist auch, wie Shops mit Retouren umgehen: Wie kann zurückgeschickte Ware so aufbereitet werden, dass sie wieder im Verkauf landet? Indem man auch Verkaufsmöglichkeiten für B-Ware schafft. Insgesamt gehen aber mehr als 90 Prozent der Retouren von Kleidung wieder zurück in den Verkauf. 

Eine weitere wichtige Stellschraube ist das Kaufverhalten. Auch die Kundschaft fragt sich ja: Was brauche ich wirklich? Welche Größe brauche ich?  

DiFü-News: Worauf sollte ich als Kundin achten, wenn ich etwas kaufe oder selbst etwas verkaufe?   

Daniela Bleimaier: Um sich vor Betrugsversuchen zu schützen, sollte man erst mal sichergehen, dass man auf der richtigen Website ist. Wenn ich dann auf den Marktplätzen unterwegs bin, sollte ich aber weiterhin vorsichtig bleiben: Werden mir auffällig gute Angebote angezeigt, wie etwa zwei Smartwatches zum Preis von einer, dann sollte ich hellhörig werden. Entweder stecken Kriminelle dahinter oder die Qualität ist mangelhaft. Es hilft, ins Impressum zu schauen, Namen von Onlineshops zu googeln und nach Warnungen z. B. auf Verbraucherschutzportalen zu suchen. Und dann ist noch ganz wichtig, welche Bezahlmethode man auswählt.  

DiFü-News: Und dass ich nicht übermäßig viele Daten hinterlege, richtig?  

Daniela Bleimaier: Ja, da kann ich als Kundin eine Auswahl treffen, welche Daten ich von mir teilen muss oder kann. Wenn ich etwa möchte, dass mir nur Produkte angezeigt werden, die zu mir passen, dann muss ich mehr Daten preisgeben, um eine Personalisierung zu ermöglichen.   

DiFü-News: Wir haben bereits über künstliche Intelligenz gesprochen – welche weiteren Trends und Entwicklungen sehen Sie für den E-Commerce in der Zukunft?  

Daniela Bleimaier: Ein weiterer Trend ist auf jeden Fall Mobile Commerce, also mobiles Einkaufen. Gerade viele junge Menschen sind mehr in sozialen Netzwerken wie Instagram und TikTok aktiv. Es zeichnet sich der Trend ab, dass über diese Netzwerke viel eingekauft wird, dass man gar nicht mehr Onlineshops ansteuert und Produkte auswählt, sondern dass Influencer Produkte präsentieren. Diese Form des Marketings, das Influencer-Marketing, hat einen großen Einfluss auf das Kaufverhalten. Es gibt aber auch viele Shops, die eigene Accounts auf Instagram oder TikTok haben, um ihre Produkte vorzustellen.  

DiFü-News: Danke für das Gespräch, Frau Bleimaier! 

Artikelbild: charlesdeluvio via unsplash.com