Am 23. August öffnete in Köln die gamescom ihre Türen: Ob Premieren neuester Spiele, aktuelle und historische Spielkonsolen, Cosplay oder eSports – zu allen Themen rund um Computer- und Videospiele bietet die weltweit größte Messe fürs Gaming an fünf Tagen alles, was das Gamer-Herz begehrt.

Besonders bei den Jüngeren ist Gaming beliebt – 2019 war mehr als jede:r fünfte gamescom-Besucher:in minderjährig, zwei Drittel jünger als 25 Jahre. Laut JIM-Studie 2022, die das Mediennutzungsverhalten 12-19-Jähriger in Deutschland untersucht, spielen 76 Prozent aller Jugendlichen regelmäßig digitale Spiele. Durchschnittlich 109 Minuten pro Tag verbrachten Jugendliche im Jahr 2022 mit Gaming-Apps auf dem Smartphone, an Konsolen und spielend am PC. Doch wie können Erziehungsberechtigte sicherstellen, dass die Spiele, mit denen sich der Nachwuchs beschäftigt, angemessen sind?

Die Gaming-Landschaft im Wandel der Zeit

Eigene Welten bauen, ums Überleben kämpfen, Simulationen: Mit Minecraft, FIFA und Fortnite decken die aktuell bei Jugendlichen beliebtesten Spiele ganz unterschiedliche Genres ab. Die Welt der digitalen Spiele hat sich dabei in den letzten Jahren stark verändert. Während früher abgeschlossene Level und lokal auf dem PC installierte Spiele die Norm waren, dominieren heute offene Spielwelten und Online-Multiplayer-Szenarien. Diese neuen Möglichkeiten bieten zwar eine Menge Spaß, doch sie bringen auch Herausforderungen mit sich – vor allem in Bezug auf den Jugendschutz.

Die Interaktion mit anderen Spielenden in Echtzeit birgt Risiken wie Cybermobbing und andere Formen digitaler Gewalt. Hier kommt auch das Thema Datenschutz ins Spiel, da persönliche Informationen in Chats schnell und unwiderruflich unbedacht preisgegeben werden können. Hinzu kommen finanzielle Versuchungen in Form von sogenannten In-Game-Käufen, die das Vorankommen im Spiel vereinfachen. Oft sind hier glücksspielähnliche Elemente enthalten, etwa in Form von zufällig befüllten Lootboxen. Zeitlich begrenzte Angebote setzen Spielende unter Druck, schnelle Entscheidungen zu treffen. Der eigentliche Wert des eingesetzten Geldes wird durch Fantasiewährungen verschleiert.

Alterskennzeichen als Orientierung bei der Spielauswahl

Um Erziehungsberechtigte bei der Auswahl von geeigneten Spielen zu unterstützen und die Regularien an moderne Gegebenheiten anzupassen, wurde das deutsche Jugendschutzgesetz im Jahr 2021 überarbeitet. Verantwortlich für die Übertragung der gesetzlichen Regelungen in die Praxis ist in Deutschland die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), eine freiwillige Einrichtung der Games-Branche, ist für die Prüfung und Festlegung von Altersfreigaben bei Spielen verantwortlich und überträgt so die gesetzlichen Vorschriften in die Praxis.

Die Alterskennzeichen der USK reichen von „ohne Altersbeschränkung“ bis hin zu „ab 18 Jahren“. Wichtige Kriterien für die Altersfreigabe sind das Ausmaß und die Form von im Spiel enthaltener Gewalt, sexuellen Inhalten, belastenden und Angst auslösenden Themen, derber Sprache, Suchtmittel, Glücksspielelementen sowie der Aufbau von Handlungsdruck. Ohne Altersbeschränkung freigegebene Spiele („ab 0“) enthalten keine problematischen Gewaltdarstellungen und belasten Kinder nicht mit beängstigenden Szenarien.

Gesetzliche Änderung seit Januar 2023

Eine Neuerung seit Januar 2023 ist die Berücksichtigung von Online-Risiken wie Kaufmöglichkeiten und Chats bei der Altersfreigabe. Zusätzlich zu den Alterskennzeichen geben Texthinweise Aufschluss über die Gründe für die Einstufung sowie über besondere Funktionen in den Spielen. Die neuen Alterskennzeichen dienen somit nicht nur als Orientierung für Eltern, sondern bieten auch Einblicke in die Spielinhalte und -funktionen. Sie sind deutlich sichtbar auf den Spielpackungen sowie in Onlineshops verfügbar und lassen sich zudem auf der Webseite der USK finden.

Die Hinweise zielen darauf ab, auf mögliche Gefahren aufmerksam zu machen und erlauben es, technische Schutzvorkehrungen zu treffen. Oftmals lassen sich potenziell riskante Zusatzfunktionen durch entsprechende Einstellungen oder zusätzliche Filterprogramme beschränken oder auch deaktivieren.

Ein Blick hinter die Kulissen des Prüfverfahrens:

Zur Erteilung eines Alterskennzeichens reichen die Anbieter das Spiel zunächst bei der USK ein. Anschließend spielen geschulte Spielesichter:innen das Spiel durch und bewerten dabei entlang von USK-Richtlinien Inhalte wie Gewalt, Sexualität und andere potenziell problematische Aspekte. Das Spiel wird dann einem unabhängigen Prüfgremium, bestehend aus Jugendschutzsachverständigen, die nicht in der Spielebranche tätig sind, live präsentiert. Diese Expert:innen diskutieren über das Spiel im Kontext der Jugendschutzgesetze und der Kriterien der USK. Daraufhin gibt das Prüfgremium eine Empfehlung ab, welche Altersfreigabe und Zusatzhinweise angemessen sind. Diese Empfehlung wird anschließend durch die Obersten Landesjugendbehörden überprüft und entweder offiziell erteilt oder in Form einer Berufung zur erneuten Prüfung zurückgewiesen. Diese Möglichkeit zur Berufung haben innerhalb einer bestimmten Frist auch die Anbieter. Die endgültige Altersfreigabe und ergänzende Hinweise werden auf der Verpackung des Spiels und online veröffentlicht.

Von 0 auf 12: zur Neubewertung eines Fußballspiels

Ein erneuter Blick auf die drei beliebtesten Spiele junger Gamer erklärt auch die Neuerungen bei den Alterskennzeichen gut. So ist der Kreativ- und Abenteuermodus von Minecraft beispielsweise schon für jüngere Kinder ab sechs Jahren als unbedenklich eingestuft. Minecrafts Überlebens- und Hardcoremodus sowie Fortnite sind ab zwölf Jahren freigegeben, da sie herausforderndere Mechanismen enthalten, beispielsweise mehr Handlungsdruck.

Besonders interessant ist ein Blick auf die Entwicklung bei FIFA: Während die jährlichen Neuauflagen des Fußballsimulationsspiels bis 2022 frei von Altersbeschränkungen waren, hat sich das dieses Jahr geändert. Der Nachfolger EA Sports FC 24 darf erst ab zwölf Jahren gespielt werden. Zwar konnten sich die FIFA und EA Sports nicht über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit einigen, weshalb der Name des von EA Sports herausgegeben Spiels nun anders lautet, an den Spielinhalten und -mechanismen gab es jedoch keine großen Änderungen. Wieso nun aber die strengere Einstufung?

Die Gründe dafür liegen in den bereits erwähnten neu aufgenommenen Kriterien zu jugendschutzrelevanten Spielaspekten und Zusatzfunktionen. Die USK erkannte vor allem „Handlungsdruck“, „Ingame-Käufe und zufällige Objekte“ sowie „Chats“ als relevante Faktoren. Interessant zu wissen: Die neuen USK-Richtlinien kommen seit Beginn des Jahres 2023 bei der Prüfung neu herausgegebener Spiele zur Anwendung. Eine nachträgliche Neueinstufung älterer Spiele erfolgt nicht.