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25.03.2022 – In der vergangenen Woche ist es an einer Berliner Grundschule durch eine Brandstiftung zu einem Feuer in einer Toilette gekommen. Das geht aus einem Elternbrief hervor, der der DiFü-News-Redaktion vorliegt. Demnach kamen keine Personen zu schaden und die Feuerwehr konnte das Feuer schnell löschen. Der Sachschaden dagegen sei erheblich und das betroffene Geschoss vorerst nicht nutzbar. Hinweise auf den Täter gab es zunächst nicht. Mutmaßlich sei jedoch eine TikTok-Challenge Hintergrund der Tat.
Schulleiter Holger Grenz vermutet bei der Tat einen Zusammenhang mit einer zurzeit kursierenden TikTok-Challenge. Im Gespräch mit der DiFü-Redaktion gab er an, dass einzelne Schüler:innen die Lehrkräfte nach dem Vorfall auf Videos hingewiesen hätten, in denen dazu aufgerufen wird, etwa Spender für Toilettenpapier anzuzünden. In der Berliner Grundschule ist dies tatsächlich auch als die Ursache des Brands festgestellt worden.
Erst im Februar war es zu ähnlichen Vorfällen an mehreren hessischen Schulen gekommen. Die zuständigen Behörden klären dort laut Hessenschau zurzeit, inwiefern sich die mutmaßlichen Brandstifter von einer TikTok-Challenge haben verleiten lassen.
Im vergangenen Jahr hatten Schüler:innen aus den USA auf der Social-Media-Plattform TikTok vermehrt Videobeiträge hochgeladen, in denen Schultoiletten teils massiv beschädigt werden. Einige der Videos haben sich schließlich auch in Deutschland verbreitet und könnten nun zu Nachahmungen geführt haben.
In der Regel stellen sich die Protagonist:innen von TikTok-Challenges in kurzen Videos einer bestimmten Aufgabe und animieren das Publikum zum Nachahmen. Die Bandbreite der Inhalte reicht dabei vom Essen unappetitlicher Mahlzeiten bis hin zu waghalsigen Sprüngen. Im äußersten Fall kommt es hierbei auch zu kriminellen oder lebensgefährlichen Aktionen.
Schulleiter Grenz berichtet von verschiedenen Vorfällen in der Vergangenheit, bei denen Formen von Vandalismus oder einmal auch der Einsatz von Pfefferspray durch Challenges initiiert worden sein könnten.
Kinder und Jugendliche testen als Teil ihrer Entwicklung naturgemäß gerne ihre Grenzen aus. Insofern stellen solche TikTok-Challenges eine moderne Form von Mutproben dar, von denen ein besonderer Reiz ausgeht und die sich gerade im Umfeld des Internets sehr schnell verbreiten können. Die Video-Plattform TikTok ist bekannt für Challenges, die sich dann auch international verbreiten.
„Als Schule steht man ziemlich allein da“, stellt Grenz fest. Zum einen werden Täter auch altersbedingt oft nicht ermittelt und die Vorfälle blieben dann weitgehend ohne Konsequenzen. „Ein gefährliches Zeichen“, meint Grenz, das die Kinder und Jugendlichen wohlmöglich zu weiteren Taten animieren könnte.
Zum anderen müssten laut Grenz aber auch die Eltern stärker ihre Verantwortung wahrnehmen und dafür sensibilisiert werden, die Tragweite der Social-Media-Aktivitäten ihrer Kinder besser einschätzen zu können. Auch in den Präventionsteams der Polizei und den Plattformen selbst sieht Grenz mögliche Anknüpfungspunkte. Letztere sollten Eltern und Lehrkräfte frühzeitig über gefährliche Entwicklungen warnen.
Nadine Berneis, Bereichsleiterin für digitale Bildung und Qualifikationsangebote bei Deutschland sicher im Netz e.V., gibt an dieser Stelle folgende Empfehlung:
„Der Wunsch nach Anerkennung in digitalen Netzwerken kann dazu führen, immer extremere Inhalte zu verbreiten oder sogar selbst zu erstellen, um möglichst viele Klicks oder Likes zu generieren. Dadurch kann es bei Kindern und Jugendlichen zu enormem sozialen Druck kommen. Das Phänomen „FOMO“ steht für „Fear of Missing out“ und meint die Angst, etwas zu verpassen und nicht dazuzugehören. Es ist vor allem bei Heranwachsenden verbreitet, die sich ihre Langweile durch Medien vertreiben.
Es gilt, Alternativen zu schaffen und ein Freizeitverhalten ohne exzessiven Medienkonsum zu fördern – in der Familie und in der Schule. Lehrkräfte und Eltern sind ebenso dazu angehalten, die Kinder dabei zu unterstützen, die Risiken solcher Trends richtig einzuschätzen. Wichtig ist es im ersten Schritt dafür zu sensibilisieren, dass auch sie eine Verantwortung tragen und allein durch die Weiterverbreitung von fragwürdigen Inhalten dazu beitragen, dass Nachahmer womöglich zu Straftaten angestiftet werden könnten.
Auch sollten Möglichkeiten für kreative und unbedenkliche Alternativen, die online geteilt werden können, aufgezeigt werden. Soziale Netzwerke können Spaß machen, jedoch ohne die Veröffentlichung und Weitergabe von fragwürdigen Inhalten.
Ein gesunder und verantwortungsvoller Umgang mit Medien sowie digitale Kompetenzen müssen daher frühzeitig gefördert werden. Schulen, Freizeiteinrichtungen und Familien können hierzu vielfältige kostenfreie Angebote in Anspruch nehmen. Angebote bieten „DigiBitS – Digitale Bildung trifft Schule“, Klicksafe.de oder den Elternratgeber „schau hin!“. Sie schaffen eine Grundlage für Lehrkräfte, Eltern und Schulkinder, um Gefahren möglichst frühzeitig zu erkennen und souverän zu handeln, bevor es zu Schäden kommt.“
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