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Kennen Sie noch das Wort „simsen“? 2004 hat es das Verb, dass das senden einer SMS beschreibt, erstmals in den Duden geschafft. Heutzutage hat der short message service jedoch deutlich an Bedeutung verloren, Instant Messenger haben längst ihren Siegeszug angetreten. Allen voran ein Dienst, der deshalb mit „whatsappen“ auch schon im Online-Duden gelistet ist: WhatsApp gilt vielen als Synonym für eine ganze App-Kategorie. Kein anderer Messenger hat weltweit so viele Nutzer, laut Statista waren es im Februar 2020 rund 2 Milliarden aktive Nutzer pro Monat. Jeden Tag werden rund 100 Milliarden Nachrichten über WhatsApp verschickt, in Deutschland kommunizieren vier von fünf Internetnutzern über WhatsApp.
Doch seitdem das soziale Netwerk Facebook (mittlerweile Meta Platforms) den Messenger 2014 für 19 Milliarden US-Dollar aufgekauft hatte, mehrten sich Datenschutzbedenken. So wurde beispielsweise 2016 kritisiert, dass WhatsApp außerhalb der EU Nutzerdaten zu Werbezwecken an Facebook weitergeben durfte. Mit der Ankündigung neuer Nutzungsbedinungen und Datenschutzrichtlinien 2021 sollten auch Informationen zum Smartphone-Modell, der IP-Adresse oder dem Akkustand übermittelt werden. Durch die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) blieben Nutzer:innen innerhalb der EU hiervon abermals unberührt, dennoch bekamen alternative Messenger dadurch erheblichen Zuwachs. Grund genug einmal zu schauen welche Gemeinsamkeiten die Dienste haben und worin sie sich unterscheiden.
Für die Anmeldung bei WhatsApp ist eine Telefonnummer erforderlich. Die App gleicht anschließend das Telefonbuch mit den eigenen Servern ab und erstellt automatisch eine Kontaktliste mit allen WhatsApp-Nutzer:innen. WhatsApp bietet neben Chats auch die Möglichkeit von Video- und Sprachanrufen, außerdem Gruppenchats und sogenannte Broadcasts – das sind Verteiler-Kanäle, über die man viele Menschen gleichzeitig erreichen kann. Ähnlich wie beim Rundfunk (engl. Broadcast) gibt es aber keinen direkten Rückkanal, das Senden funktioniert nur in eine Richtung. Antworten die Empfänger:innen auf eine Broadcast-Nachricht, landet diese im privaten Chat und ist nicht für alle sichtbar, wie es bei Gruppenchats der Fall ist.
WhatsApp kann man auf einem Smartphone und vier weiteren Geräten gleichzeitig verwenden. Bei der Nutzung über einen PC oder Laptop muss das Smartphone dabei keine aktive Internetverbindung haben. Erst, wenn es zwei Wochen nicht mehr online war, ist eine erneute Anmeldung notwendig.
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (End-2-End-Encryption, E2EE) bedeutet bei Messengern, dass Nachrichten nur von Absender und Empfänger gelesen werden können. Sie werden vor dem Versenden verschlüsselt und können nur durch den Empfänger wieder entschlüsselt werden. Der Inhalt von Nachrichten bleibt dadurch geheim, Dienstanbieter wie WhatsApp und Co. können nicht mitlesen.
Chats sind in WhatsApp standardmäßig Ende-zu-Ende verschlüsselt, der Dienst setzt auf die Verschlüsselungstechnik des US-Unternehmens Open Whisper Systems, das die konkurrierende Signal-App entwickelt hat. Der Quellcode der App ist nicht offen zugänglich. Serverstandort ist in den USA. Deshalb ist WhatsApp etwa nicht an die strengen Datenschutzregeln der EU gebunden und unterliegt dem US-amerikanischen CLOUD Act. Das Gesetz erlaubt es US-Strafverfolgungsbehörden, Einsicht in Daten zu bekommen, die US-Unternehmen im Ausland speichern. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass europäische WhatsApp-Nutzer:innen ihr Konto offiziell bei der irischen Niederlassung von WhatsApp/Facebook haben.
Auch für die Anmeldung bei Telegram ist eine Telefonnummer erforderlich. Die App erfragt Zugriff aufs Telefonbuch, der kann aber verweigert werden. Nachrichten können dann nur versendet werden, wenn man den Namen und die Telefonnummer eines anderen Telegram-Kontakts eingibt. iOS-Nutzer können ohne Zugriff aufs Adressbuch keinen neuen Chat starten.
Telegram kann man auf mehreren Geräten parallel nutzen, auch im Browser oder über eine Desktop-App für PC und Mac. Das ist möglich, weil die Chat-Daten auf zentralen Servern gespeichert werden – ein potenzielles Sicherheitsrisiko, das aber für die Nutzer:innen auch Vorteile bietet. Sie können nicht nur von jedem Gerät auf Ihre Daten zugreifen, die Cloud-Speicherung erlaubt auch das nachträgliche Löschen von Nachrichten beim Gegenüber – auf Wunsch verschwinden sie einfach aus dem Chat-Verlauf. WhatsApp und Signal bieten diese Funktion nur kurz nach dem Absenden einer Nachricht, bei Telegram ist sie immer verfügbar.
Telegram bietet neben Chats auch Video- und Sprachanrufe. Außerdem gibt es „geheime Chats“ mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die müssen aber explizit gestartet werden, einen vorhandenen Chat kann man nicht in einen geheimen Chat umwandeln. Geheime Chats sind nur auf dem Gerät nutzbar, auf dem sie gestartet wurden. In diesen Chats können Nachrichten mit einem Selbstzerstörungs-Timer versehen werden. Für Gruppenchats gibt es diese Geheim-Funktion nicht.
Ähnlich wie WhatsApp bietet Telegram Kanäle an, über die Sender:innen viele Menschen gleichzeitig erreichen können, ohne dass diese sich untereinander sehen und direkt auf die Nachrichten antworten können. Öffentlichen Telegram-Kanälen können alle beitreten, die einen entsprechenden Link haben. Private Kanäle können per Einladungslink verbreitet werden.
Telegram legt seinen Quellcode offen. Die Firmenstruktur ist jedoch intransparent. Das Unternehmen der Brüder Pavel und Nikolai Durov hat seinen Firmensitz derzeit in Dubai. Wo die Server von Telegram stehen, ist etwa nicht eindeutig bekannt.
Für die Anmeldung bei Signal ist ebenfalls eine Telefonnummer erforderlich. Die App greift anschließend aufs Telefonbuch zu und erstellt automatisch eine Liste mit allen Signal-Nutzer:innen aus den eigenen Kontakten. Dieser Zugriff erfolgt verschlüsselt, sodass Signal selbst die Kontakte nicht einsehen kann. Wer den Zugriff nicht erlaubt, kann andere Kontakte ähnlich wie bei Telegram über ihre Telefonnummer finden. Wer noch nicht bei Signal ist, kann über einen SMS-Link eingeladen werden, außerdem bietet Signal sich seinen Nutzer:innen als Standard-SMS-App an.
Alle Chats sind standardmäßig Ende-zu-Ende verschlüsselt, sie können also nur von Sender:in und Empfänger:in gelesen werden. Nachrichten können mit einem Timer versehen und automatisch gelöscht werden. Für die Verschlüsselung nutzt Signal wie WhatsApp die Technik von Open Whisper Systems. Metadaten, etwa wer mit wem wann kommuniziert hat, erhebt Signal nicht.
Signal bietet neben Chats und Gruppenunterhaltungen auch Video- und Sprachanrufe. Diese können über den Signal-Server umgeleitet werden, um die eigene IP-Adresse unsichtbar zu machen. Kanäle wie bei WhatsApp oder Telegram gibt es nicht. Auch eine Browser-Version bietet Signal nicht, es gibt aber einen Desktop-Client, den Nutzer:innen in Verbindung mit der App auf ihrem Smartphone nutzen können. So können bis zu fünf Geräte gekoppelt werden, allerdings nur Desktop-Geräte wie PCs oder Macs.
Im Gegensatz zu anderen Messengern erlaubt Signal keine Backup-Funktion in der Cloud, nur auf dem Gerät selbst können Daten gespeichert werden, um bei einer Neuinstallation der App Chats wiederherzustellen.
Der Quellcode ist Open Source, das heißt, er kann von jeder Person eingesehen und überprüft werden. Serverstandort ist in den USA – damit ist Signal wie WhatsApp dem US-amerikanischen CLOUD Act unterworfen.
Signal ist wie WhatsApp und Telegram kostenlos – die App wird finanziert durch die Signal Foundation, eine gemeinnützige Stiftung, die unter anderem vom WhatsApp-Mitgründer Brian Acton gegründet wurde, der dem Unternehmen nach dem Verkauf an Facebook den Rücken kehrte.
Für die Anmeldung bei Threema ist keine Telefonnummer erforderlich, Nutzer bekommen stattdessen eine eigene ID. Das ist eine wichtige Grundvoraussetzung für anonyme Nutzung. So erfährt Threema nicht, wer Sie sind. Auf Wunsch können Nutzer:innen aber auch ihre Telefonnummer und E-Mail-Adresse hinterlegen und einen Namen angeben. Der Zugriff aufs Telefonbuch ist optional und erfolgt verschlüsselt.
Chats werden nicht auf zentralen Servern gespeichert und Threema verspricht, auch die Daten aus dem Telefonbuch nicht auf eigenen Servern zu speichern. Auch Metadaten erhebt Threema nicht. Verschlüsselte Telefongespräche erlaubt Threema ebenfalls, außerdem Videoanrufe und Gruppenchats. Kanäle oder Broadcasting-Funktionen fehlen bei Threema.
Einen Desktop-Client für PC oder Mac gibt es bei Threema nicht, die App kann aber ähnlich wie WhatsApp über den Browser als Threema Web genutzt werden. Die Kopplung erfolgt auch hier über einen QR-Code auf dem Computerbildschirm, der in der Smartphone-App gescannt wird. Für Unternehmen gibt es eine „Threema Work“-Version der App.
Der Messenger ist eine Schweizer Firma und unterliegt damit dem Schweizer Datenschutzrecht, das ähnlich streng ist wie das europäische. Die Threema-Server stehen ausschließlich in der Schweiz, den Quellcode legt Threema offen. Threema ist im Gegensatz zu den anderen Apps nicht kostenlos, wer den Messenger nutzen möchte, muss einmalig 3,99 Euro zahlen.
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