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Verdeckt operierende Gruppierungen, die gemeinsam mit der Regierung Massenmorde organisieren. Satanische Sekten, die es auf das Blut unserer Kinder abgesehen haben. Mikroskopisch kleine Funk-Chips in Impfdosen, mit denen eine Elite die Menschen kontrollieren will – Fake News und Verschwörungstheorien greifen um sich, vor allem in Chatgruppen bei Messengern wie Telegram oder WhatsApp oder in sozialen Netzwerken wie Facebook oder TikTok. Dort stoßen sie auf fruchtbaren Boden und werden häufig nicht hinterfragt und unreflektiert weiterverbreitet. Aber worüber reden wir überhaupt, wenn wir von Fake News sprechen?
Fake News sind, ganz allgemein formuliert, bewusst formulierte Falschmeldungen, Nachrichten und Kommentare, hinter denen nicht selten eine politische Agenda steckt. Insbesondere vor politischen Wahlen und im Rahmen von politischen Großereignissen mit starkem Polarisierungspotenzial tauchen Falschmeldungen vermehrt auf. Sie sollen Menschen verunsichern und Misstrauen in Autoritäten sähen, sie in eine bestimmte politische Richtung lenken und so zum Beispiel Wahlentscheidungen beeinflussen.
Viele Falschnachrichten haben gemeinsam, dass sie auf ungeprüften oder unbelegten Behauptungen basieren. Werden Quellen genannt, sind das häufig angeblich fundierte Berichte und Studien, die aber in den „Mainstream-Medien“, also etwa in seriösen Zeitungen, Online-Portalen oder dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht erwähnt werden.
Dabei handelt es sich aber häufig um Wissenschaftler:innen oder vermeintliche Expert:innen mit umstrittenen Ansichten. Oft werden auch Studien zitiert, die hinsichtlich ihrer Forschung fehler- oder lückenhaft sind und daher in der Wissenschafts-Community in der Kritik stehen oder als widerlegt gelten.
Die Tatsache, dass Impfungen gegen das Corona-Virus zu Nebenwirkungen und zu Impfschäden führen können, wird ins Zentrum der Aufmerksamkeit gestellt. Zahlreiche Einzelfälle werden genannt und nicht überprüfte oder ungeklärte Anekdoten über Todesfälle wiedergegeben, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Diese Meldungen werden aber nicht in Relation zu den vielen Millionen unkompliziert verlaufenen Impfungen gestellt. Auch die positive Wirkung der Impfung, insbesondere das Verhindern von schweren Krankheitsverläufen, die Reduzierung der Belegung von Intensivbetten in Krankenhäusern und die Reduzierung von Todesfällen wird ignoriert.
Eine weitere Strategie von Personen, die Fake News in die Welt setzen, ist das sogenannte „cherry picking“ oder auf Deutsch „Rosinenpicken“: Sie suchen sich nur die Aspekte eines Themas heraus, die zur Untermauerung ihrer eigenen Thesen dienen und ignorieren andere. Sie geben also zwar Tatsachen wieder, lassen aber gleichzeitig bewusst Fakten aus, die das Gesagte relativieren oder in ein anderes Licht stellen würden. Geschieht dies unbewusst, spricht man auch von verzerrter Wahrnehmung oder kognitiver Verzerrung.
Vielen Falschmeldungen fehlt es zudem an stichhaltigen und logisch nachvollziehbaren Argumenten. Stattdessen werden häufig gezielt Emotionen angesprochen – Fake News sollen Wut, Ärger oder Angst erzeugen. Sie enthalten daher nicht selten Elemente von hoher Grausamkeit, berichten etwa von Vergewaltigungen, Körperverletzungen, Mord, Menschenhandel oder gezieltem und systematischem Kindesmissbrauch. Nicht selten werden diese Verbrechen pauschal ganzen Gruppen oder Minderheiten zugeschrieben.
Auch Verschwörungserzählungen sind im Kern Fake News. In ihnen geht es oft um Macht und Einflussnahme und darum, dass böse Kräfte im Hintergrund die Fäden ziehen und die Geschicke der Welt lenken. Verschwörungstheorien benennen die vermeintlich Verantwortlichen für weltweise Krisen oder für regionale Missstände. Komplexe Zusammenhänge werden oft ignoriert oder auf einfache Erklärungen heruntergebrochen. Auch für den Mangel an Beweisen haben Verschwörungstheoretiker eine Erklärung: Die betroffenen Personen sind einflussreich und können verhindern, dass über ihre wahren Beweggründe berichtet wird.
Eine gängige Erzählung, die es in unterschiedlichen Variationen gibt, handelt von „der Regierung“ oder „dem Staat“, der angeblich „das Volk“, also „uns“ hintergehe – entweder im Alleingang oder als vermeintliche „Marionette“ von konspirativ agierenden Mächten. Ein Beispiel dafür ist die Theorie von einer angeblichen Schattenregierung, dem sogenannten „Deep State“. Viele der erfundenen Geschichten gehen zurück auf antisemitische Ressentiments, auf Vorurteile und Stereotype über ein vermeintlich „raffgieriges“ „Weltjudentum“.
In sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder YouTube finden sich unzählige Fake-News und Verschwörungserzählungen. Auf diesen Plattformen beeinflussen Algorithmen, welche Inhalte die Nutzer:innen zu sehen bekommen – basierend auf den Inhalten, die sie sich bereits angesehen haben. Wer sich also viel mit Fake News und Verschwörungserzählungen beschäftigt, bekommt vom Algorithmus immer weitere dazu passende Beiträge angezeigt. Hier stellt sich womöglich der so genannte „Rabbit-Hole-Effekt“ ein. Der Begriff stammt aus der Erzählung „Alice im Wunderland“, in der die Titelheldin einem Kaninchen immer tiefer in seinen Bau folgt und dort verstörende Situationen erlebt – abgeschnitten von der Außenwelt und ohne einen klar erkennbaren Ausgang.
Auch vom so genannten „Echokammer-Effekt“ ist im Zusammenhang mit Fake News häufiger die Rede: Wer massenhaft Fake News konsumiert, bekommt irgendwann nichts anderes mehr angezeigt – die Algorithmen blenden seriöse Nachrichten und wissenschaftlich fundierte Informationen aus, weil sie nicht mehr zu den eigenen Interessen passen. So werden Fake News und Verschwörungstheorien irgendwann zur „Wahrheit“.
Das deutsche Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) soll Verschwörungstheorien und Fake News im Netz eindämmen. Es verpflichtet soziale Netzwerke zur Einrichtung eines Meldesystems für Hate Speech. Nutzer:innen müssen die Möglichkeit haben, Kommentare, Postings und Nachrichten zu melden, etwa Beleidigungen, Bedrohungen oder Mordaufrufe. Die Anbieter sozialer Netzwerke müssen dann die Beiträge löschen, Beweise sichern und sie dem Bundeskriminalamt weiterleiten. Auffällige Accounts können sie zudem sperren und löschen. Das NetzDG wird in großen Teilen vom neu beschlossenen europäischen Gesetz zu digitalen Diensten, dem Digital Services Act (DSA), ersetzt.
Verstärkt wird der Echokammer-Effekt durch Diskussionskanäle in Messengern wie Telegram. Hier tauschen sich Gleichgesinnte aus, bestätigen sich gegenseitig in ihren Ansichten und rufen dazu auf, ihre vermeintlichen Wahrheiten massenhaft zu teilen und Freunde und Verwandte „aufzuklären“. Auf der nächsten Eskalationsstufe wird dann zu „Widerstand“ aufgerufen und zu Angriffen auf Gegner:innen, etwa auf Politiker:innen oder Symbole des „Systems“. In Einzelfällen stiften bestimmte Verschwörungstheoretiker:innen ihre Anhänger:innen zu Straftaten wie Beleidigung, Verleumdung, Bedrohung und sogar zur Ermordung bestimmter Personen an.
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